Abt Maximilianus Antonius Liebsch 1816-1880
( 23. Jugendbegegnung in Tepl 5.- 8. 5. 2016)

Richard Šulko

Verschollener Grabstein gefunden

Vor einem Jahr bekam ich eine E-Mail, in der stand: „Lieber Herr Sulko ! Sollte der Grabstein meines Ur-Ur-Großonkels Abt Maximilian Anton Liebsch aufgefunden werden, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie ein Foto mailen würden. Ihr Peter Dworak.“ Bei jeder Jugendbegegnung in Tepl am alten Friedhof des Prämonstratenser Klosters mit der Egerland-Jugend kommt jedes Jahr ein Thema in den Vordergrund: einmal Ausbesserung der Friedhofsmauer, einmal Erneuerung der Treppe zur Gruft, wieder einmal Abdichten des Daches der Gruft, oder Neuanstrich des Friedhofskreuzes… Es ist also immer ein hochinteressantes Thema dabei. Für dieses Jahr war es aber etwas ganz Besonderes: eine geheimnisvolle Geschichte soll aufgeklärt werden! Nach meiner Nachfrage erfuhr ich vom jetzigen Abt, P. Zdeněk Filip Lobkowicz, OPraem, dass der Grabstein „rechts neben dem Eingangstor sein dürfte.“ Nun kam „Christi-Himmelfahrt“ 2016 und Egerländer aus Deutschland und aus dem östlichen Egerland kamen wieder nach Tepl. Das erste, was man erfahren konnte war die Tatsache, dass das Gras heuer nicht so hoch gewachsen ist. Die Motorsensen bissen sich kurz nach Mittag in die ersten Grashalme und als wir am Abend Richtung Hotel fuhren, war ein Drittel der Fläche gemäht. Am Freitag konnte ich nicht mal das Frühstück abwarten und eilte auf den Friedhof: eine kleine Baufirma aus Tepl, die uns vom stellvertretenden Tepler Bürgermeister Martin Klepal empfohlen worden war, stand schon mit schwerer Technik am Eingang zum Friedhof. Es war eine spannende Sache, als nach drei Stunden der größte Grabstein aufgehoben wurde: es war wirklich der vom Abt Liebsch! Für mich war das der Höhepunkt von dieser Aktion, die aber noch bis Sonntag dauerte!

Kranzniederlegung für die Opfer von Todesmärschen

Nachdem die „Hauptaufgabe“ erfüllt worden war, griff ich wieder zu meiner Motorsense und bis zum Abend kämpfte ich mit weiteren 18 Helfern mit dem Gras und mit den herumliegenden Grabsteinen und Einfassungen. Für den Samstag lud mich der Tepler Bürgermeister Karel Hermann und sein „Vize“ Martin Klepal zu einer besonderen Trauerfeier ein: am städtischen Friedhof wurde der 23 Opfer des Todesmarsches gedacht, die im Mai 1945 in und um Tepl gestorben waren. Neben Vertretern des Klosters, der Stadt, der führenden politischen Parteien (ODS, Sozialdemokratie und Kommunistische Partei) durfte auch ich, als Vertreter der Deutschen, einen Blumenstrauß am Ehrenmal niederlegen. Die Traueransprache hielt diesmal der Vertreter der Kommunisten, der aber keinerlei deutschfeindliche Parolen brachte. Ich war sehr froh, dass ich dabei sein durfte. Auch meine „Wawa“ (Urgroßmutter) hatte die Massengräber im Wald bei Plachtin gepflegt, wo auch zahlreiche Opfer von Todesmärschen begraben sind.

Hroznata – Akademie

Für den Samstagnachmittag bereitete ich mit dem Abt für die fleißigen Helfer eine Führung durch den renovierten Teil des Klosters, welcher als „Hroznata – Akademie“ der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Mit einer Investition von etwa 20 Millionen Euro ein wichtiger Schritt, dem Kloster wieder seine Wichtigkeit nicht nur im Westen Böhmens zu bekräftigen. Nach dem Abendessen genossen wir bei Bier und Gitarre unseren letzten Abend in Tepl. Am Sonntag ging es wieder in die Kirche zum Gottesdienst und dann hieß es wieder „Auf Wiedersehen“ und „Ahoj“ bis nächste Woche in Nürnberg!