Die Pferde!
(Ausflug der Egerländer Volkstanzgruppe „Die Målas“ in Wien 9.- 10. April 2022)


Die „Österreichische Landsmannschaft“ (ÖLM), früher „Deutscher Schulverein“ „unterstützt  humanitäre Projekte und fördert die deutschen Volksgruppen in Europa bei der Erhaltung der uns  gemeinsamen Sprache und Kultur.“ Seit ihrer Gründung wirkt sie für den Erhalt deutscher Kultur, wo sie bedrängt ist. Weil der „Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.“ mit seiner Volkstanzgruppe und dem Duo „Målaboum“ zu den aktivsten Verbänden der deutschen Minderheit in Tschechien gehört, lud die ÖLM diese Gruppe schon 2020 nach Wien ein, weil Böhmen von 1526 bis 1918 zu Österreich gehörte und Wien war die Hauptstadt und der Sitz des Kaisers. Wegen Corona musste die Reise jedoch zwei Mal verschoben werden, aber am 9. April 2022 war es so weit: „Liebe Kinder, wir fahren endlich nach Wien!“

 

Am Vorabend der Reise kam die Tochter Terezie nach Plachtin und sagte: „In dieser Nacht sollen bis 15 cm Neuschnee fallen!“ Und es war auch so… Der Schlaf war also nicht besonders, zudem musste man schon um halb vier aufstehen, man wusste ja nicht, wie die Straßenverhältnisse aussehen werden. Es war rutschig, aber langsam konnte man um viertel Sechs in der Hotelgarage in der Nähe vom Pilsner Bahnhof sein. Vor allem die Kinder hatten es schwer, die jüngste Mitreisende war Marie mit nicht ganz drei Jahren. Um dreiviertel Sechs war jedoch die ganze Reisegruppe mit zwölf Personen da und der erste Reiseabschnitt konnte beginnen. Mit dem „Expressrüttelzug“ ging es von Pilsen nach Budweis, von Budweis mit dem zweiten Zug nach České Velenice/Gmünd und dann mit den ÖBB von  Gmünd nach Wien.

 

Himmlische Ruhe…

Als der Zug in Gmünd losfuhr, merkte man, dass man in einer anderen Welt ist. So ruhig mit einem kleinen Geräuschpegel glitt der Waggon über die Gleise so geräuschlos hinweg, dass die meisten sofort einschliefen. Um halb zwölf Uhr begrüßte die Egerländer der Franz-Josef: zwar nicht der Kaiser persönlich, aber der Bahnhof in der Innenstadt. Dort wartete schon die Ulrike Raich, die die „Deutschböhmen“ während der zwei Tage begleitete und ein reichhaltiges Programm für die zwei Tage vorbereitet hatte. Die Stadtbesichtigung ging sofort los: Wiener Rathaus, Hofburg von außen, die vielen schönen breiten Straßen und engen Gassen, durch welche sich die Gruppe schlang, es ist einfach eine schöne Stadt, die zu den lebenswertesten Städten der Welt gehört. Um Kräfte zu sammeln, wurde die Gruppe zu einem reichhaltigen Mittagessen eingeladen: Die „Centimeter“  in der Innenstadt ist ein typisches Wiener Lokal und das bestellte Menu gab der ganzen Gruppe Kraft bis zum Abend.

 

Unsere Sissi…

Der Höhepunkt der Reise war für die meisten der Besuch des „Sissi-Museums.“ Weil noch ein wenig Zeit blieb, besuchten die Egerländer noch die Silberkammer. Die wohl am meisten bewunderten Gegenstände war wohl das Porzellan aus dem Egerland. Nun aber zur Sissi: nach der berühmten romantischen Film-Reihe vom Ernst Marischka mit Romy Schneider in der Hauptrolle wollte die Gruppe, vor allem aber die Frauen, wissen, wie es in der Realität wirklich aussah. Mich erinnerte das Schicksal der Kaiserin Elisabeth an das der Lady Diana, aber ich verstehe ja nicht viel davon. Schade, dass nicht die Mordwaffe im Museum ausgestellt wurde und das Kleid, welches die Sissi beim Attentat anhatte. Es wurde nur eine kleine Fotografie präsentiert. Ansonsten eine sehr beeindruckende Dauerausstellung. Auch über das Leben von einst, von unserem Kaiser konnte man genug erfahren und einen kleinen Blick in die Zeit unserer Vorfahren werfen, die in der k.u.k. Monarchie lebten.

 

Die Metro…

Vor dem Ereignis, auf welches sich die Kinder am meisten freuten: dem Fahren mit der Metro, blieb noch Zeit für einen kleinem Bummel durch die Mariahilfer Straße und wie es sich in Wien gehört, auch zum Besuch einer Konditorei mit dem „Kafetscherl“ und „Sacher-Torte.“ Dann aber jubelten  schon die Kinder: „Hurra, wir fahren mit der Metro und sogar mit einem Umstieg!“  Die Einquartierung in dem Jugendgästehaus verlief schnell und  die meisten wollten schon ihre Beine im Bett sehen. Nur die hungrige Familie vom Richard jr. musste noch etwas essen und da kam wie gerufen die Einladung  von Dr. Wolfgang Steffanides von der ÖLM, welcher aus Kladrau b. Mies stammt. Noch etwa zwei Kilometer in ein österreichisches Gasthaus zu laufen und dann wieder zurück und die Beine hatten ihre 100 Frühjahrskilometer geschafft.

 

Lipizzaner…

Am Sonntagfrüh startete der zweite Stadtrundgang: an der ältesten Kirche Wiens, der romanischen Rupprecht-Kirche, vorbei, zur Anker Uhr, dem Graben und dem Kohlmarkt entlang bis zum Stephansplatz mit dem Stephansdom. In der Kirche wurde gerade die Passion gesungen, weil an diesem Sonntag der  Palmsonntag war. Weil die Kinder die Pferdekutschen bewunderten, wollten die jungen Damen selbstverständlich auch die berühmten Lipizzaner sehen. Die Gruppe näherte sich gerade der Hofburg, als der Leiter der Gruppe, Richard rief: „schnell, die Pferde werden gerade von ihren Stallungen in die Hofburg überführt!“ Nun waren die Kinder aber zu langsam und mussten sich mit der Sicht auf die Pferde aus weiter Entfernung zufrieden geben. Es gibt ja aber genug Pferdekutschen in dem Zentrum und damit waren die Kinder zuletzt auch zufrieden. Zu den Lipizzanern gibt es auch eine spannende Geschichte aus dem Egerland: in Hostau gab es bis 1945 ein großes Gestüt von Lipizzanern, die am 15. Mai 1945 spektakulär Dank der Amerikaner nach Bayern gebracht wurden. Der zuständige sudetendeutsche Oberstleutnant Hubert Rudofsky aus Hostau wurde im Jahre 1985 von der Republik Österreich für seine Verdienste um die Rettung der Lipizzaner aus Hostau gewürdigt. Nun ging es schnell zum Bahnhof und mit einem „Danke schön“ an Ulrike Raich und an die Österreichische Landsmannschaft für die Gastfreundschaft wurde der Besuch in Wien beendet. Es war eine sehr schöne Zeit!

M.R.