„Egerländer Triathlon“
(Ein wahrer „sportlicher“ Samstag, der 28. Mai 2016 in Netschetin und Umgebung)
Richard Šulko
Etwa zwanzig Jahre schon organisiere ich immer im Monat Mai deutsch-tschechische Maiandachten. Die sollen vor allem ein Zeichen der Verehrung der Mutter Gottes sein, aber auch ein kleiner Beitrag zur Völkerverständigung und Erinnerung an die deutsche Vergangenheit meiner Heimat. Wenn die Egerländer etwas machen, dann schon richtig. Also werden gleich drei Andachten durchgeführt: Am Plachtin, am Preitenstein, oder Deutsch Neustadl und in Netschetin. Wo zwei Kapellen sind, wird meistens jedes Jahr gewechselt. Am Plachtin steht seit September 2015 die „Mariensäule“ und deswegen fand die erste Andacht dort statt. Als Priester kam zu uns P. Günther Eckelbauer, OMI aus Linz, der jetzt seinen Dienst in Plasy, nördlich von Pilsen ausübt und er ist auch für uns in Netschetin zuständig. Der Ablauf ist immer ähnlich: nach einem tschechischen Marienlied kommt die Begrüßung und ein heiliger Text. Danach singe ich die „Lauretanische Litanei“ in Tschechisch. Nach weiteren Texten kommt dann die „Muttergottes Litanei“ in Deutsch. Den Abschluss machen dann immer ein Gebet und ein deutsches Marienlied. Am Plachtin waren an diesem Samstag fünfzehn Leute, incl. drei kleinen Kindern anwesend, was einen Rekord darstellt (Rekorde werden bei Sportereignissen gezählt, zum Thema Sport kommt aber noch mehr).
Nun mache ich einen Sprung in den Samstagvormittag: weil man die Gelegenheit nutzen will, dass die Menschen zu Andachten und dann zum Muttertag kommen, habe ich für den Vormittag eine Tanzprobe für unsere Egerländer Volkstanzgruppe „Die Målas“ eingeplant. Beim letzten Tanzseminar suchten sich die jungen Menschen den „Bleistädter“ aus, der mehr als ein Volkstanz ein Sporttanz ist. Nun musste ich aus meinem Gedächtnis die Tanzschritte „herausfischen“; ich stellte jedoch fest, dass ich ihn fast komplett neu einstudieren musste. Als wir gegen Mittag in die Schlossküche vom Schloss Preitenstein zum Mittagessen kamen, waren wir alle ziemlich „grogy“. Und wir hatten drei Maiandachten und den Muttertag vor uns!
Nun mache ich wieder einen kleinen Zeitsprung nach vorne: wir sind in der gräflichen Gruft am Preitenstein und genossen die wunderschöne Akustik von diesem Gebäude. Es ist doch ein ganz besonderes Gefühl, wenn wir in der Gesellschaft von mehreren aufgestellten Sarkophagen der Adeligen das deutsche Lied zum Abschluss singen, was unsere Vorfahren immer bei Maiandachten sangen: „Leise sinkt der Abend nieder…“.
Aus der letzten geplanten Andacht in Netschetin wurde nichts, weil in dem sehr starken Regen keiner zu der „Pieta-Kapelle“ kam. Nun beteten wenigstens wir mit dem P. Günther einen Zehnt aus dem Rosenkranz im Auto und fuhren dann zum Muttertag ins Schloss.
Für die musikalische Umrahmung sorgte mit seiner Zither mein Sohn Vojtěch, ich wiederum sang Egerländer Lieder, soweit es meine Stimme noch hergab. Auch etliche Gedichte mit dem Thema Mutter und Mutterliebe kamen zum Vorschein und damit hat unsere kleine Gruppe würdig, auch wenn ein wenig verspätet, das „Maienfest der Mütter“ gefeiert, auch wenn das auch eine weniger oder mehr „sportliche Leistung“ war.