"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Gute Sichtbarkeit: Mitgliederzuwachs

(Jahreskurzbericht 2023 vom „Bund der Deutschen in Böhmen, e. V.“)

Richard Šulko, Vüarstäiha(r/ Vorsitzender

Das Jahr 2023 war für den „Bund der Deutschen in Böhmen“ erfolgreich, wie die Jahre zuvor. Eins ist aber hervorzuheben: die Egerländer aus Plachtin im östlichen Egerland waren in diesem Jahr viel mehr im Lande zu sehen, was sogar zu einem Mitgliederzuwachs führte! Gegenüber dem Vorjahr kamen drei neue Mitglieder dazu, welches über die gute Vereinsarbeit schon etwas aussagt. Einige Spitzenereignisse stärkten die Sichtbarkeit dieses Vereines der deutschen Minderheit in Tschechien, was sehr wichtig in dieser Zeit ist, denn Spannungen in der Gesellschaft werden immer größer und auch die Verarbeitung der Sudetendeutschen Geschichte lässt in Tschechien noch zu wünschen übrig.

Gleich zu Anfang des Jahres organisierte der Verein in Zusammenarbeit mit der Caritas und der örtlichen Pfarrei wieder eine Dreikönigsammlung. Auch die Arbeit des Minderheitenausschusses im Bezirk Karlsbad wurde wieder aufgenommen, wo die deutsche Minderheit der Vorsitzende Richard Šulko vertritt. Für die regelmäßigen wöchentlichen Sendungen „Nachbarn“ für die Deutschen in Tschechien im Tschechischen Rundfunk wurde auch mit den ersten Reportagen begonnen. Eine schöne Sache war wieder der Neujahrsempfang der bayerischen Ministerin Melanie Huml in dem bayerischen Prager Kontaktbüro. Anfang Januar war für den Reporter Richard Šulko ein Höhepunkt seiner „journalistischen“ Karriere: Interview mit Lída Rakušanová. Diese hoch anerkannte Persönlichkeit hat wirklich etwas zu sagen und die „verbliebenen“ Deutschen haben bei dem Gespräch eine Eins bekommen!

Regensburger Professor in Netschetin…


Auch noch im Februar bekam das Netschetiner Museum mit unserem Verein einen wichtigen Besuch: Prof. Dr. Hermann Scheuringer von der Universität Regensburg, Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften, kam mit drei Studentinnen zu Besuch. Die Mundart war da Hauptthema.  Mit dem Thema Mundart beschäftigte sich auch das Wochenend-Seminar „Sudetendeutsche Mundarten“ am Heiligenhof in Bad Kissingen. Der Måla Richard Šulko vertrat auch mit anderen das Egerland. Auch noch im Februar startete ihre Aktivitäten die Egerländer Volkstanzgruppe „Die Målas“ mit einer Tanzprobe. Diese Gruppe gehört gemeinsam mit dem Duo „Målaboum“ zu dem Aushängeschild dieses Vereines. Und es ist gerade die Kultur diese Gruppe, die mit ihren Trachten, Volkstanz und Gesang die Herzen von anderen Menschen erreicht und zur Völkerverständigung beiträgt!

400 Zuschauer schauten zu….

Der wohl größte Auftritt der erwähnten Vereinskulturgruppen folgte Mitte April in Pilsen. Im Rahmen des „Böhmisch-bayerischen Festivals ´Treffpunkt“ wurden Egerländer Tänze vorgeführt und mit Zitherspiel und Gesang die Besucher erfreut. Ostern gehörte wieder den „Ratschnboum“ und den Bräuchen. Noch im April besuchte Richard Šulko die Wallfahrt in Maria Stock und ein sehr schönes Erlebnis war die 75 Jahre Europa-Union Bayern Feier im Münchner Maximilianeum. Richard Šulko als Mitglied war auch für den Verein da. Die wohl interessanteste Sache war für den Vorsitzenden Richard Šulko ein wöchentliches Seminar im Bayerischen Rundfunk. Dank des Goethe-Instituts hat er mit weiteren zehn Teilnehmern aus den Ländern mit der deutschen Minderheit Anfang Mai gelernt, wie man Rundfunksendungen macht. Für ihn, der selber wöchentlich Sendungen vorbereitet, ganz wichtig und praxisnah.

30. Deutsch-tschechische Jugendbegegnung in Tepl mit zwei Würdigungen…

In der zweiten Hälfte des Monats Mai startete bei den Kindern die beliebteste Maßnahme des Vereins: die Jugendbegegnung im Stift Tepl. Im Jahre 2023 war das eine Jubiläumsveranstaltung in welcher man einen Vortrag über die 30 Jahre Tätigkeit auf dem alten Klosterfriedhof sehen konnte und im Rahmen der Feststunde wurden auch zwei aktive Vereinsmitglieder mit einer Auszeichnung des „Bundes der Eghalanda Gmoin“ ausgezeichnet: Richard Šulko jr. und Terezie Jindřichová bekamen die Bundesehrennadel. Eine Woche später konnte man wieder sechs Mitglieder beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg finden, wo sie mit einem Infostand und einer Fahnenabordnung vor Ort waren. Ein Zeichen der Zusammenarbeit mit dem Pilsner Verein der Deutschen ist immer der Deutsch-tschechische Kindertag. Mit mehr als 100 Besuchern ein toller Erfolg.

 

Im Norden Böhmens und Osten der Slowakei….

Der wohl schönste und wertvollste Auftritt der „Målas“ und der Målaboum“ im Jahre 2023 war in Nordböhmen: ein Egerländer Abend im Johnsdorfer Hockehof bei Graber, Böhmisch Leipa. Im Rahmen des internationalen Musikfestivals „Lípa Musica“ präsentierten die Egerländer aus Plachtin b. Netschetin Mundartexte, Volkslieder mit Zitherbegleitung und Egerländer Volkstanz. Ein anschließender Besuch von Leitmeritz und Theresienstadt mit dem dortigen Lager war vor allem für die Kinder auch wichtig.  Die Målaboum erlebten einen Auftritt in der größten Entfernung vom Egerland: in Käsmark unter der Hohen Tatra folgten sie die Einladung des „Karpatendeutschen Verein in der Slowakei.“ Auch noch im Juni konnte Richard Šulko den ehemaligen Kulturminister Tschechiens, Daniel Herman interviewen. Der Monat Juli begann mit der Deutsch-tschechischen Wallfahrt nach Maria Stock und eine Woche später nahm der Vorsitzende Abschied vom unerwartet verstorbenen Mitglied Gerhard Hermann in München. Mit dem Pilsner Verein wurde noch im Juli des 100. Geburtstages von Karel Klostermann gedacht. Im August entsandte der Verein eine Fahnenabordnung nach Chodau, zum Laurentiusfest. Einen schönen Auftritt erlebten die „Målaboum“ in Miltigau bei Eger, wo sie im Rahmen des Erntedankfestes auftraten.

Tausende Besucher bewunderten die Minderheiten in Falkenau….


Ein weiterer Auftritt der „Målaboum“ und der „Målas“ folgte am „Tag der Minderheiten“ des Karlsbader Bezirkes am 16. September. Weil diese Aktion immer ein Teil des „Bergbautages,“ des wichtigsten Kulturereignisses in Falkenau, ist, konnten die Egerländer eigentlich im Herzen des Egerlandes wieder Tausende Besucher mit ihrem Können erfreuen. Eine Ausstellung über den „Johannes aus Tepl/Saaz“ organisierte der Verein mit dem Verein „Förderverein der Stadt Saaz/Žatec,“ und dessen Vorsitzenden, Otokar Löbl.   Das letzte September-Wochenende gehörte einem Bildungsseminar im Stift Tepl. In das Programm, welches für die Verbände aus Netschetin und Pilsen vorbereitet wurde, gehörten nicht nur Vorträge, sondern auch der Besuch eines renovierten Egerländer Bauernhofes in Miltigau und der Besuch des Egerer Museums mit dem sog. Russ-Kachelofen. Am zweiten Oktober-Wochenende fuhr der Vorsitzende mit seiner Frau nach Prag um am Fest der Deutschen Einheit in der deutschen Botschaft teilzunehmen. Dort konnte er auch ein paar Worte mit dem Tschechischen Präsidenten Petr Pavel austauschen.

Im tschechischen Außenministerium und am anderen Ende der Republik…

Freitagfrüh führte der Weg ins tschechische Außenministerium, wo unter der Schirmherrschaft des Außenministers der Tschechischen Republik Jan Lipavský und der Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik, die Konferenz: „Identität und ihre Bedeutung für die nationalen Minderheiten“ von der „Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik“ (LV) organisiert worden war. Der Vorsitzende Richard Šulko nahm auch an dem Panel I. teil: „Bedeutung und Ausleben der Identität.“ Das moderierte die Journalistin Dipl.-Pol. Barbora Procházková. In diesem Panel machten mit: Prof. Dr. Jørgen Kühl – Europa-Universität Flensburg, Richard Šulko – Bund der Deutschen in Böhmen, Tomáš Lindner – Journalist bei der tschechischen Wochenzeitung Respekt und Mgr. Jakub Štědroň, Ph.D. – Direktor des Hauses der nationalen Minderheiten in Prag. Eine Woche später machten sich die „Målaboum“ auf den Weg in den Osten des Landes. Mit der Autorenlesung mit Zitherbegleitung wurden diesmal die Verbände der deutschen Minderheit in Brünn, Havířov und Deutsch Krawarn besucht. Der „Arbeitskreis Egerländer Kulturschaffender“ lud zu seiner Begegnung nach Marktredwitz, die „Hauptstadt“ der Egerländer, am letzten Oktober-Wochenende ein. Richard Šulko war auch dabei. Den letzten Samstag im November gingen die „Målaboum“ wieder auf Reisen: mit dem Bürgermeister Petr Schaller besuchten sie die Gemeinde Eichenzell, wo ein „Kaffee- und Filmnachmittag der Egerländer Heimatstube“ der vertriebenen aus Fleißen stattfand. Dabei war auch die Beauftragte der hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Frau Margarete Ziegler-Raschdorf. Mit zwei Adventsfeiern in Pilsen und Netschetin endete das reiche Vereinsjahr 2023.

Ein großer Dank geht an alle Helfer und Familienangehörigen, vor allem meine Frau Irene, ohne welche so viel Vereinsarbeit nicht möglich wäre. Auch an alle aktive Mitwirkende geht ein großer Dank: an den Sohn Vojtěch und alle Mitglieder unserer Volkstanzgruppe!

Va(r)gelt´s Gott!

Ein detaillierter Jahresbericht in Deutsch und Tschechisch kann ab Anfang März 2024 auf der Homepage des Vereines www.deutschboehmen.com unter „Download“ heruntergeladen werden.