"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Mit Begleitung des Bayerischen Rundfunks

(Erntedankfest in Miltigau am 19. August 2023)

 

Das Egerer Museum kaufte in Miltigau bei Eger im Jahre 2008 das Anwesen Nr. 18 und auch mit Mitteln des Bezirkes Karlsbad wurde das sehr schön renovierte Egerländer Fachwerkhaus im Jahre 2021 der Öffentlichkeit übergeben. Eine der vielen Aktionen in dieser Museumzweigstelle ist das Erntedankfest. Die Målaboum aus Plachtin b. Netschetin bekamen auch eine Einladung beim Programm mitzumachen. Richard Šulko berichtet:

Am 1. August fand ich in meiner Mailbox folgende Nachricht: „Lieber Herr Šulko, mein Name ist Leon Wohlleben. Ich arbeite für das Sommernotizbuch auf Bayern2 vom Bayerischen Rundfunk. Ich wollte Sie fragen, ob ich Sie bei einer Ihrer Recherchen in den kommenden Tagen begleiten könnte in Tschechien nahe der Grenze zur bayerisch-deutschen Grenze.“ Nach kurzer Abstimmung wurde es klar: „den nehme ich mit nach Miltigau!“ Tatsächlich stand Samstagfrüh das BR-Auto vor meiner Haustür. Beim Kaffeetrinken startete das Interview mit dem Schwerpunkt deutsche Minderheit in Tschechien und deren Verbindung zu Bayern. Auch die Mundart wurde angesprochen, Vertreibung u. v. m. Mit dabei war Marko Siviero, der in Pilsen und Prag lebt und auch Tschechisch konnte, was für die Arbeit der Rundfunkleute an diesem Tag wichtig war. In Tracht gekleidet ging es dann ins Auto, wo der Leon mit den Fragen fortuhr.

Reichhaltiges Programm…

Nach einer eineinhalbstündigen Fahrt kamen die Egerländer aus Plachtin mit ihrer Rundfunkbegleitung in Miltigau an. Nach der Überschau der Lage bereiteten sich die Målaboum (Richard Šulko, Gesang und Vojtěch Šulko, Zitherbegleitung) auf den Auftritt vor und Leon und Marko fischten die ersten Gesprächspartner ab. Nach der Stell- und Tonprobe der Målaboum blieb noch ein wenig Zeit sich das Museum und den ganzen Hof mit Garten anzuschauen. In den einzelnen Stuben wurden die alten Handwerksarten vorgestellt und auch einige Tiere, wie z. B. Hasen, ausgestellt. In der einen Stube strickte Frau Dana Chlupová in der Marienbader Tracht die „Egerländer Batzerlstrümpfe,“ in der anderen Stube wurde das Spinnen auf dem Spinnrad gezeigt und das Klöppeln. Im Außenbereich wurde die Herstellung von Schindeln dargestellt, Drechseln aus Holz oder die alten Techniken in der Landwirtschaft, wie z. B. das Binden vom Garbenband. Für die Kinder wurden 100 Jahre alte Spiele angeboten, welche die heutigen Kinder nicht kennen.

Wenn die Musikanten und die Musikinstrumente unter der Hitze leiden…

Die ersten Auftretenden waren um elf Uhr die Egerländer aus Plachtin. Es war lebenswichtig, dass sie noch vor dem Auftritt das gute Bier vom Stand holten, denn die Hitze war schon kurz vor Mittag unerträglich. Die Saiten auf der Zither konnte man nur schwer stimmen und die Körper in den Trachten schwitzten wir schon nach dem ersten Lied. Nach einer halben Stunde stürmten die „Målaboum“ den Bierstand wiederholt (und nicht zum letzten Mal) und den Platz in der Scheune übernahm Franz Severa aus Trinksaifen (Rudné) im Erzgebirge. Mit seiner Ziehharmonika begeisterte er die Zuschauer mit egerländrischen, erzgebirgischen und böhmischen Volksliedern. Kurz nach Mittag traf Milan Jelínek aus Asch (Aš) ein, Lehrer aus der Grundkünstlerschule in Eger mit seinem Dudelsack, Klarinette und Bassgeige. Mit dabei waren ein weiterer junger Dudelsackspieler und eine Geigerin. Da wurde es böhmisch volkstümlich. Alle Musikanten traten dann mehrmals auf, die Zwischenzeiten wurden z. B. mit Kinderspielen oder Kindermärchen ausgefüllt. Eine sehr schöne Sache, was das Museum Eger unter der Federführung von Dr. Iva Votroubková organisiert hatte. Für einen Egerländer in Böhmen und Vertreter der deutschen Minderheit war es sehr erfreulich zu sehen, dass eine große verbliebene Egerländer Familie aus Neustattl (Nové Sedlo) in Trachten kam. Ich konnte mich dann auch mit dem Ehepaar Möckl egerländrisch unterhalten: es war sehr schön und es erfüllte mich mit einem guten Gefühl der Zukunftssicherung für die Egerländer, die noch im Egerland leben!