"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Tränen des hl. Laurentius
(Laurentiusfest in Chodau bei Karlsbad 2023)


Am zweiten August-Wochenende führte der Weg wieder nach Chodau bei Karlsbad. Das größte Stadtfest, das „Laurentiusfest“ findet statt! Wie schon etliche Jahre zuvor, machten sich auch die Egerländer aus Plachtin bei Netschetin auf den Weg, das Fest mit einem Trachtenträger und Vereinsfahne zu verschönern. Es ging aber vor allem darum sich mit Freunden zu treffen: mit Vertretern der Stadt und mit Deutschen, mit welchen die Stadt eine vorbildliche Zusammenarbeit pflegt. Richard Šulko berichtet:

Dieses Jahr war der Besuch aus Plachtin etwas anders. Nicht der Vorsitzende Måla Richard Šulko kam mit seiner Tracht nach Chodau, sondern auch sein Sohn, der stellvertretende Vorsitzende Vojtěch Šulko. Vater Richard hatte sein Mikrofon mitgenommen, um das Ereignis auch aufzunehmen und daraus eine Reportage für die Minderheitensendung des Tschechischen Rundfunks zu machen. Als die zwei unterhalb der Kirche ankamen, wurden sie vom Bürgermeister der Stadt, Patrik Pizinger und seinem Stellvertreter, Mgr. Luděk Soukup freundlich begrüßt: „Es ist schön, dass Sie wieder da sind!“ Die heilige Messe zelebrierte P. Mgr. Romuald Štěpán Rob aus Fischern, einem Stadtteil von Karlsbad. An seiner Seite stand der örtliche Pfarrer P. ICLic. Ireneusz Figura. In der Predigt, die dann vom Bgm. Pizinger auch in Deutsch vorgetragen wurde, sprach P. Rob vor allem über den Mut, welchen der hl. Laurentius zeigen musste, als er den Kirchenschatz an die Mitglieder der Gemeinde verteilte und dann mit Demut den schmerzhaften Tod auf dem Rost ertrug. Weil in der Kirche auch kleine Kinder waren, erklärte Rob das Leiden Laurentius mit dem Grillen von Pommes. Für mich war aber ein anderer Begriff neu: „in diesen Tagen kann man am nächtlichen Himmel die Sternschnuppen betrachten, auch als Perseiden bekannt. Dieses Phänomen wird auch als ´Tränen des hl. Laurentius genannt,“ so Rob.

Wieder mehrere Grabstätten hergerichtet…

Nach dem Gottesdienst versammelten sich dann alle zuerst am Denkmal für deutsche und tschechische Verstorbene auf dem Friedhof, hinter dem Eingangstor. Neben dem Bürgermeister Pizinger sprach auch der Vertreter der deutschen Bevölkerung Chodaus, Josef Moder. Nach einem kurzen Gebet legte Pizinger eine Blume nieder und lud die versammelten Menschen zum Spaziergang auf dem Friedhof. Die erste Station war die Grabstätte des ersten Chodauer Bürgermeisters Karl Fenkl. Die zweite gehörte der neu renovierten Grabstätte seines Nachfolgers, Josef Gerstner. Insgesamt warren fünf Grabstätten von der Stadt, mit Hilfe des Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, renoviert worden. Eine vorbildliche Pflege einer tschechischen Gemeinde, wie man mit ihrer deutschen Geschichte umgehen soll. Das ist in der Tschechischen Republik überhaupt nicht selbstverständlich. Eine besondere Begegnung erlebte ich bei einem neu renovierten Grab der Familien Lorenz und Pauli: „Ich kenne Dich aus Facebook,“ sprach mich Thomas Pauli an, welcher die Grabstätte für seine Urgroßeltern erneuern ließ. Auch ein sehr gutes Beispiel, wie man sich gegenüber seinen Ahnen verantwortungsvoll benehmen soll!

Nach den Offizialitäten in der Kirche und auf dem Friedhof lud der Bürgermeister zu einer Erfrischung im Pfarrgarten. Mit guten Gesprächen zwischen Deutschen und Tschechen ging der erste Teil des Laurentiusfestes zu Ende. Gratulation an die Stadt und wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Jahr!