Trauer und Freude
Trauergottesdienst und Dreikönigsammlung 8.- 9. Januar 2022
M.R.
Nicht nur für die verbliebenen Deutschen, die nach 1989 aufatmen konnten, kam 1991 ein Mann, ein Priester ins Land, der die Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen sein ganzen Leben lebte: Msgre. Anton Otte. Anton Otte ist 1939 im nordmährischen Weidenau (Vidnava) geboren. Sein Vater wurde 1946 von einem Volksgericht zum Tod verurteilt und hingerichtet. Anton erlebte an eigenem Leib, wie es den Deutschen nach 1945 in der Tschechoslowakei erging: er konnte nicht studieren und musste als Arbeiter in Jägerndorf (Krnov) arbeiten. Im Jahre 1960 konnte Otte in die Bunderepublik umsiedeln. Nach dem Theologiestudium in Königstein im Taunus, in Wien, sowie Bamberg und nach der Priesterweihe 1967 wirkte er als Pfarrer, Religionslehrer und Gefängnisseelsorger in Franken. Otte wurde Mitglied der deutschen „Ackermann-Gemeinde,“ die ihn nach der samtenen Revolution nach Prag entsandte, um eine Zweigstelle in der Tschechoslowakei aufzubauen.
Einen Höhepunkt seines Wirkens stellte die Ernennung zum Ehrendomherrn und von 2011 bis 2014 zum Propst des Königlichen Kollegiatskapitels auf dem Wyschehrad in Prag dar. Anton Otte ist Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Weidenau, er erhielt den Bayerischen Verdienstorden, ist Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, 1996 den tschechischen Masaryk-Orden und 2011 die Versöhnungsmedaille der Ackermann-Gemeinde. Sein ganzes Leben war er ein Brückenbauer zwischen den Deutschen und den Tschechen. Für die „Verbliebenen“ war er immer da, wenn man einen zweisprachigen Priester suchte. Anton fand mit seinem Lächeln immer ein stärkendes Wort für jeden, der ihn um Hilfe bat. Nun hat ihn der Herrgott am 29. Dezember 2021 heimgerufen. Nachdem auf dem ehrwürdigen Wyschehrad ein Trauergottesdienst von dem dortigen Königlichen Kollegiatskapitel auf dem Vysehrad am 8. Januar organisiert worden war, war es eine Verpflichtung, dabei zu sein. Der Hauptzelebrant war der Propst Mons. doc. Ing. Mgr. Aleš Opatrný, Th. D., dabei waren weitere etwa 30 Priester.
Hochranginge Ehrengäste
Zu den Ehrengästen zählte der deutsche Botschafter Andreas Künne, dertschechische Senator Pavel Fischer und der Abgeordnete Hayato Okamura. Die deutsche Minderheit in Tschechien wurde durch den Ersten Vizepräsidenten der „Landesversammlung,“ vertreten, Dipl.- Ing. Hans Korbel. Auch der Vorsitzende vom „Bund der Deutschen in Böhmen,“ Richard Šulko mit seiner Frau waren da, um sich für seinen Einsatz für die Heimatverbliebenen zu bedanken. Nach dem sehr würdigen Gottesdienst wurde noch zu einem kleinen Imbiss eingeladen, was auch eine Möglichkeit zu guten Gesprächen gab. Richard Šulko konnte nicht nur mit dem Senator Pavel Fischer über die Arbeit des „Bundes der Deutschen in Böhmen“ sprechen, sondern auch mit dem Abgeordneten Hayato Okamura. Es war eine traurige Angelegenheit nach Prag zu fahren, aber die lebenslange Versöhnungsarbeit des Verstorbenen kann zur Freude des Miteinanders von Deutschen und Tschechen führen. Lieber Anton: „Vergelt´s Gott!“
Freude im Schnee
Die Freude dauerte am Sonntag, den 9. Januar weiter: Gerade zum Fest der Taufe des Herrn organisierte der „Bund der Deutschen in Böhmen“ schon zum dritten Mal die „Dreikönigsammlung.“ Die größte Sammlung in Tschechien, die von der Charita organisiert wird, hat die Netschetiner Pfarrgemeinde dank der Unterstützung auch der Gemeinde in drei Ortschaften durchgeführt: am 6. Januar in Netschetin (Nečtiny), am 8. Januar am Preitenstein (Hrad Nečtiny) und Dt. Neustadl (Nové městečko) und am 9. Januar am Plachtin. Am Plachtin waren es wieder Mitglieder vom „Bund,“ die mit drei Generationen der Anbeter am Sonntagvormittag losgingen. „Wir drei Könige kommen zu ihnen und wünschen ihn Gesundheit und Glück“ sangen die Kinder Richard und Kristine, unterstützt von der Oma Irena. Opa Richard zeichnete dann auf die Haustüren C+M+B 22, was „Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus) bedeutet. Nachdem im Jahre 2020 wegen Corona die Sammlung ausgefallen war, hatten die Heiligen drei Könige so richtig alle 62 Häuser „abgeklappert,“ soweit jemand zuhause war. Die „letzte Adresse“ war die Elfriede Šulko, bei der man sich endlich hinsetzen und stärken konnte. Eine gelungene Sache, die den Menschen in Not im „St. Laurentius-Haus“ in Meclov bei Taus (Domažlice) hilft. Vergelt´s Gott allen, die mit ihrer Spende dabei helfen.