"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Wie bei einer Oper-Uraufführung
(40. Jahre Ehe Måla Richard Šulko und Irene 30. Oktober 2021)
M.R.

Es ist schön und man soll dem Herrgott danken, dass man ein Ehejubiläum in der Tradition der Vorfahren feiern kann. Der „Bund der Deutschen in Böhmen“ hat mit dem Vorsitzenden Richard Šulko und mit seiner Frau ein Ehepaar, welches gemeinsam schon dreißig Jahre in der Tradition der Egerländer Vorfahren lebt. Zum 40sten Ehejubiläum wollte der Ehemann eine wirklich würdige Feier vorbereiten.

Dank einer Spende aus Wien konnten für die Egerländer Volkstanzgruppe „Die Målas“ einige fehlende oder abgenützte Trachtenteile neu genäht werden. Gerade bei Irene Šulko musste ein neues Leiwl (Mieder), da Kiedl (Rock) und das Fürta (Schürze) angefertigt werden. Auch das Leiwal (Weste) vom Måla Richard war schon in schlechtem Zustand. Da hatte der „Bräutigam“ eine Idee: „Woißt woos? Miar weardn niat sua bål wieda(r Göld füar d´ Tråcht(a)n find(a)n u derastwegn tou i(ch selwa a weng meiha(r Göld einsteck(a) u touma a schäina Festtråcht füar dian Hochzeitstågh nahn låua.“ Durch Zufall, oder Gottes Lenkung, fand Richard Šulko in Facebook eine Eintragung vom Herrn Vít Komárek von der Firma Hedva in Römerstadt (früher Seidenweberei Schiel) über einen neuen Brokat unter dem Namen „Zlatohlav“ (Goldenkopf). Der entsprach sehr gut den historischen Mustern der Trachten um 1870 aus der Gegend Manetin, Rabenstein, Theusing.  Eine Reise des Ehepaares nach Römerstadt diente zur farblichen Abstimmung zwischen den einzelnen Trachtenteilen und das Nähen konnte starten.


Schwierige Arbeit

Für die Schneiderarbeiten wurde der bewährte Spitzenschneider Jan Prýmek aus Anischau angesprochen. Er selbst leitet die Kostüm-Abteilung des Großen Tyl-Theaters in Pilsen und hat genug Erfahrungen nicht nur mit den verschiedensten Werksstoffen, sondern auch mit der Einhaltung der Termine, wenn man z.B. eine Uraufführung im Theater mit neuen Kostümen hat. Die ersten Schwierigkeiten kamen mit der Verarbeitung des Brokats. Der ist ziemlich schwer (325g/m2) und er ist dreilagig. Eine wahre Herausforderung. Ein weiteres Problem tauchte am Vorabend der Festes auf: „Du Richard, die von dir gekauften Knöpfe können nicht für deine Weste benutzt werden. Ich muss heute Abend nach anderen suchen und kann also heute nicht alles fertig übergeben. Ich komme morgen Vormittag,“ telefonierte um 18 Uhr am Vorabend des Festes der Schneider. Nach Terminsorgen mit den neuen Eheringen, die speziell für die Frau mit einem Rubin extra hergestellt worden waren, also wieder ein Stress. Nun aber: Ende gut, alles gut: drei Stunden vor dem Beginn der hl. Messe kam das Auto des Schneiders am Plachtin an und alles war fertig!

Diesmal nur einmal!

Die „Anzieherei“  der Frauentracht war für meine Ehefrau auch eine Herausforderung, aber das Ergebnis ist hervorragend! Die Tracht sieht wirklich wie eine Sommertracht aus der Gegend Theusing, Manetin und Rabenstein um 1870 aus! Nun ging es in die Kirche St. Jakobus in Netschetin und nicht, wie in 1981, zuerst in die Kapelle im Schloss Preitenstein, wo man in der kommunistischen Zeit pflichtmäßig zuerst standesamtlich heiratete. Die hl. Messe zelebrierte P. Günther Ecklbauer, OMI, ein Österreicher, der in unserem Land mit seinen zwei Mitbrüdern mehrere Pfarreien zu betreuen hat. Eine würdige hl. Messe, wo die Kinder und Enkelkinder des Ehepaares aktiv mitwirkten. Auf der Orgel spielte Elfriede Šulko, Mama vom Bräutigam. Mit den Gelöbnissen, Austausch der neuen Eheringe und dem Kuss kam der Höhepunkt der 40 Jahre Ehe, die christlich und in Verantwortung gegenüber den Vorfahren gelebt wurde. Der Vorfahren wurde auch nach dem Gottesdienst gedacht, als der Pfarrer auf dem Netschetiner Friedhof eine Andacht hielt. Irene Šulko hatte eine Idee: auf 15 vergessenen deutschen Gräbern wurden Kerzen angezündet. Vor dem gemeinsamen Bild mit der Kirche im Hintergrund ging es auch zu einigen Gräbern, wo noch extra gebetet wurde. So auch zum Grab meiner Uroma (Wawa). Damit schloss sich der Kreis und die Festgäste konnten sich auf den Weg ins Schloss Preitenstein machen, wo eine kleine Erfrischung die Hochzeitsgäste erwartete.

Dem Ehepaar weitere gesegnete Jahre in Christen- und Heimatliebe!