Ich hatte einen Kameraden
Segnung Infotafel der Vertreibung und Gedenken der Toten in Buchau, 20. 10. 2018

Zum 100. Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei fand in Buchau (Bochov), dem Geburtsort von Karin Stoiber, eine würdige Feier statt. Bei der wurde eine informative Tafel über die Vertreibung gesegnet und am dortigen Kriegerdenkmal, welches das größte im ehemaligen Sudetenland ist, wurde der Toten gedacht.  

An dem herrlichen sonnigen Herbstsamstag führten die Wege von etwa 20 vertriebenen Egerländerinnen und Egerländer nach Buchau. An der Spitze Helena Wiesner, Vorsitzende des "Heimatvereins Luditz, Buchau, Deutsch-Manetin e. V.", die mit ihrem Mann Michael Wiesner mehrere Verpflichtungen zu erfüllen hatte. Zuerst führte der Weg in die Buchauer Galerie, wo eine Ausstellung über  Buchau zum Thema 100 Jahre Gründung der Tschechoslowakei vorbereitet wurde. Der nächste Weg führte nach Theusing, wo Frau Wiesner dem Träger des Kulturpreises 2018, Herrn Jiří Schierl am Marktplatz die Urkunde überreichte. Nach einer kurzen Pause in einer Buchauer Gaststätte mit Palatschinken und Bier kam der historische Augenblick:


Vertrieben zu werden

Mit der Idee von Michael Wiesner, in Sammellagern für die vertriebenen Egerländer eine Infotafel einzurichten, identifizierte sich auch Horst Türr. Der ist auch mit einem Transport von so einem Sammellager aus Buchau vertrieben worden. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Heimatverein, sowie Unterstützung vom „Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.“ und mit der Stadt Buchau, entschloss sich der dortige Bürgermeister Miroslav Egert im Kommunalwahljahr ehrenhaft auch an die deutsche Vergangenheit der Stadt zu erinnern. An dem Tag, in dem die Stadt den 100. Geburtstag der Tschechoslowakei feierte fanden zwei ganz wichtige Ereignisse statt, die zur Völkerverständigung dienen und den Nachkommen für eine bessere Verarbeitung der gemeinsamen Geschichte helfen. Direkt an der Kirche, an der neu renovierten Kirchenmauer, wurde eine große zweisprachige Infotafel angebracht, auf der Informationen und viele Fotos über das Sammellager und die Transporte angeführt sind.

 

Eine Linde zum Geburtstag

Der örtliche Pfarrer P. Mgr. Józef Franciszek Szczepaniak, CMF, lud zu dieser festlichen Veranstaltung P. Jiří Neliba aus Kladen (Kladno) ein. Hunderte von Menschen versammelten sich an der Kirche. Nach der Begrüßung und Erklärung der Wichtigkeit der Tafel durch den Bürgermeister Egert folgte das Grußwort von Helena Wiesner: „Ich möchte mich im Namen des Heimatvereins Luditz, Buchau, Manetin e.V. sehr herzlich bei Horst Türr und der Stadt Buchau, insbesondere dem Bürgermeister und dem Stadtrat für die gute Zusammenarbeit bedanken, dass sie es möglich gemacht haben, dass wir diese Tafel hier errichten dürfen. Sie soll auf das geschichtliche Ereignis hinweisen und der Nachwelt dienen. Und sie soll der Völkerverständigung  dienen. Wir gedenken hiermit den Menschen, die alles das Geschehene durchleben mussten. Was zwischen unseren Völkern geschehen ist, darf in Zukunft nicht mehr geschehen“. Danach segnete P. Neliba die Tafel und mit zweisprachigen Marienliedern ging die Segnung zu Ende. Am Marktplatz wurde zum Geburtstag der Republik eine Linde angepflanzt, an dem sich nicht nur Ehrengäste, sondern auch viele Kinder und Bewohner von Buchau beteiligten.

Wenn die Trompete übers Egerland schallt

Inzwischen ist es dunkel und kalt geworden. Kinder zündeten Lampions an und die Menschenmasse machte sich auf den Weg, den Hügel mit dem Kriegerdenkmal zu besteigen. Der Weg wurde beleuchtet mit vielen Lampen, die die Feuerwehr von Buchau, gemeinsam mit der Luditzer (Žlutice) Feuerwehr vorbereitete. Auch der Luditzer Bürgermeister Václav Slavík war den ganzen Tag anwesend. Oben angekommen, bei Dunkelheit und eiskaltem „Böhmischen Wind“ wurde zweisprachig „Näher mein Gott zu Dir“ gesungen und P. Neliba betete in den Fürbitten für den Frieden und die Nächstenliebe. Bürgermeister Egert erklärte die Geschichte des Denkmals aus der Buchauer Chronik und die Infotafel unterhalb des Denkmals, an der die 108 Gefallenen im Ersten Weltkrieg aus Buchau mit ihren kompletten Daten angeführt sind. „Es war eine sehr mühevolle Arbeit gewesen“, so Egert. Nach dem Segen wurde es still. Der Mond traute sich nicht ganz aus den Wolken  herauszuschauen und der eisige Wind kratzte in die Wangen. Auf einmal erklang ein Trompetensolo: „Ich hatte einen Kameraden“, gespielt von einem Profi aus Deutschland, welchen Horst Türr mitgebracht hatte. Das Feuerwerk zum Schluss war schön farbig und lang und erwärmte die Seelen der hier versammelten Deutschen und Tschechen.

Måla Richard Šulko